Carlo Jordan im Treppenhaus des Cafés der Umwelt-Bibliothek in der Griebenowstraße 16, im Gemeindehaus. Im Hintergrund das Plakat der AG Mauerstein

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Die AG MAUERSTEIN entstand aus dem do-it-yourself-Geist von Punk. Punk-immanent war auch die Kürze ihrer Existenz – zwei Ausstellungen sind überliefert, 1987 in der illegalen Galerie D-Loch und 1988 in der Umwelt-Bibliothek. Punk war sicher auch, daß Igor Tatschke, der Initiator der AG, nach den Ausstellungen beinahe alles, was zuvor noch Kunst war, in die Tonne trat. Zwei oder drei Freunde klaubten dann heraus, was ihnen gefiel. Das ist alles, was heute erhalten ist. Die raumgreifenden Plakatbahnen der AG MAUERSTEIN waren im eigentlichen Sinne LautMalerei, sie vermengten Wort und Bild. Ihre Sujets rührten noch aus einer New-Wave-Ästhetik, kombinierten diese allerdings in einer seltenen Konstellation schon mit Motiven der gerade in der DDR aufkommenden Rap-Kultur. Entsprechend lief bei den Ausstellungseröffnungen auch nicht Punkrock, sondern z.B. Public Enemy.
 
Zur AG MAUERSTEIN sagt Tatschke selbst: Im Sommer 1987, bei der Vorbereitung meiner ersten Ausstellung in der Galerie D-Loch, kam mir die Idee als Projektnamen und Signatur AG MAUERSTEIN zu verwenden. Mit DER ZIEGELBRENNER hatte B.Traven um 1920 seinen anarchistischen Heften einen starken Namen gegeben. An einen Namen dieser Art dachte ich auch und kam von Ziegelbrenner zu Ziegelstein und dann auf: Mauerstein. Mit AG wurde dann so eine Art Werkstattcharakter erklärt, jeder der mithalf war dabei. Dadurch wurde eine Art subversives Netzwerk simuliert, welches Auf- und Anregung erzeugte bei Freund und Feind. Bedanken muß man sich heute allerdings auch beim damals noch sichtbaren Feind für seine ungeteilte Aufmerksamkeit.
Aus: http://www.staatsgalerie-prenzlauerberg.de/?inhalt=archiv&id=15