Filmvorführung "ANDERSON" auf der Empore der Zionskirche

Nachdem am 6. Oktober alle Bücher der WendeLESE verstaut wurden und die Sonne langsam hinter den Kirchenfenstern verschwunden war, erlebte die Zionskirche eine Premiere der anderen Art – Die Empore unter dem blauen Fenster verwandelte sich in ein Kino.
Circa 50 Leute drängten sich um kurz vor Acht auf die Empore, um Annekatrin Hendels Film „ANDERSON“ zu sehen. Sascha Anderson, der Dreh- und Angelpunkt des dokumentarischen Films, war eine zentrale Figur der Kunstszene im Prenzlauer Berg. Viele Männer bewunderten ihn, Frauen schwärmten für ihn und seine Kontakte ermöglichten vieles, was die Einschränkungen gewöhnten ostdeutschen Künstler nicht für möglich gehalten hätten. Ende der 1980er Jahre kommt dann zutage: Anderson arbeitet schon seit Jahren für die Stasi, berichtet regelmäßig über seine Freunde und Bekannte.
Im Anschluss an den Film gibt es die Gelegenheit zu einem Gespräch. Eröffnet wird die offene Diskussion durch Juliane Wiedemeier mit einem kurzen Interview der Filmemacherin Annekatrin Hendel.
Schnell wird klar: Das Gesehene scheidet die Geister. Einige der Anwesenden, vor allem die Zeitzeugen, reagieren mitunter erbost und verständnislos auf den vermeintlich „Bühne-bietenden“ Film. Die Jüngeren im Publikum sehen den Film mit etwas anderen Augen und bemerken vor allem die einfühlsame Interviewführung der Autorin.
Dieter Zander, dessen Bilder das Publikum umrahmen, meldet sich als einer der letzten zu Wort. Als Künstler hat er einen etwas anderen Blick auf Anderson. Er findet, der Film stelle den Casus Knacktus der Person Anderson wunderbar dar: “Kunst ist auf eine gewissen Art immer Lüge. Und Anderson ist ein Künstler, irgendwie auch ein Genie. Er hat sich als so eine Art Gesamtkunstwerk gesehen – uns als ‘Kunstobjekt’ kann man ihm daher Unwahrheit nicht so richtig vorwerfen”.