Konservierung des historischen Schriftzuges

Schriftzug der im Anschluß an die „Aktion Falle“ entstandenen Transparente:
FREIHEIT für Wolfgang Rüddenklau + Bert Schlegel
WIR PROTESTIEREN GEGEN DIE FESTNAHMEN UND BESCHLAGNAHMUNG IN DER UMWELT-BIBLIOTHEK
Auf der Empore der Zionskirche wurden diese großflächigen Transparente gemalt. Die Überreste der Abdrücke finden sich noch heute auf den Bodendielen.

Foto: Siegbert Schefke
Foto: Siegbert Schefke
BStU, MfS HA XX/Fo/43, Bild 2
BStU, MfS HA XX/Fo/43, Bild 2

In der Nacht vom 24. zum 25. November 1987 ist die Berliner Umwelt-Bibliothek (UB) Ziel eines Überfalls des Staatssicherheitsdienstes unter dem Decknamen “Falle”. Ungefähr zwanzig Stasi-Mitarbeiter, angeführt vom Staatsanwalt Gläßner, stürmen im Auftrag des DDR-Generalstaatsanwalts mit dem Befehl “Hände hoch, Maschinen aus!” die Räume der UB im Gemeindehaus der Zionskirche im Prenzlauer Berg.[…]
Die anwesenden sieben UB-Mitglieder werden verhaftet: Till Böttcher (17 Jahre alt), Bert Schlegel (20), Andreas Kalk (20), Bodo Wolff (33), Wolfgang Rüddenklau (34), Uta Ihlow (22) und der erst 14-jährige Tim Eisenlohr.
Einige werden ins Polizeipräsidium, andere ins Stasi-Untersuchungsgefängnis gebracht. Der Pfarrer der Zionskirche, Hans Simon, wird aus dem Bett geholt, und ihm wird das Protokoll der beschlagnahmten Gegenstände überreicht. Von der Stasi mitgenommen werden nicht nur alle Schriftstücke, derer sie habhaft werden kann – darunter auch eine ganze Ausgabe der Umweltblätter – sondern auch alle vier Vervielfältigungsgeräte der UB, von denen die Hälfte schon älter als fünfzig Jahre ist.
Die Aktion der Stasi in dieser Nacht gilt vordergründig gar nicht der Umwelt-Bibliothek an sich. Natürlich sind die Aktivitäten der UB dem Staat ein Dorn im Auge. Doch solange den Aktivisten der UB keine Straftaten nachgewiesen werden können, sind sie unter dem Dach der Kirche recht gut gegen staatlichen Zugriff geschützt.
Der Stasi-Überfall trägt nicht ohne Grund den Decknamen Aktion “Falle”. Eigentlich sollen in dieser Nacht die Drucker der UB dabei überrascht werden, wie sie den illegalen grenzfall, die Publikation der verbotenen Initiative für Menschenrechte (IFM), drucken. Damit hätte die Stasi zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Zum einen hätte man die Redaktion des grenzfalls auf frischer Tat ertappt, und zum anderen hätte man die UB wegen des Drucks nicht genehmigter Publikationen diskreditieren, wenn nicht sogar schließen können. […]
Letztlich ist die Aktion “Falle” für die Stasi ein Schlag ins Wasser. Weder findet sie die Leute von der Redaktion des grenzfalls noch kann sie die Umwelt-Bibliothek und ihre Mitarbeiter öffentlich kriminalisieren. Stattdessen führt der Überfall zu einer breiten Solidaritätsaktion und macht die UB und ihre Oppositionsarbeit bekannter.[…]
aus: „MfS-Aktion gegen die Umwelt-Bibliothek“, hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung und Robert-Havemann-Gesellschaft e.V., letzte Änderung September 2008
aus: www.jugendopposition.de/index.php?id=203
Gerold Hildebrand, ehemaliges Mitglied der Umwelt-Bibliothek, erinnert sich:
“Wir hatten das Transparent erst drüben in der UB [Umwelt-Bibliothek] im Keller malen wollen, aber es zeigte sich, dass man immer abgefangen würde, wenn man zur Kirche rüber wollte.
Wir sind dann mit mehreren los, ein paar – darunter ich – wurden von einem uniformierten Stasi-Polizisten nicht in die Kirche gelassen […], wir beschwerten uns noch heftig, als Christen nicht in unsere Kirche gehen zu dürfen. Aber immerhin hat es der größte Teil der Gruppe geschafft und die hatten auch das Laken und die Farben dabei.
[…] Mir fällt noch ein, dass auch Wolfgang Wolf vor der Kirche stand, wir wussten damals ja noch nicht, dass er IM war. Er tat dann auch ganz empört, dass man mich nicht in die Kirche ließ. Aber vermutlich hatte er den Tipp gegeben: Greift Euch den mal raus. Akten dazu hab ich leider nicht gelesen.
Ich glaube, dass den Stoff für das Transparent sich eine Frau um den Leib gewickelt hatte, eine lief auch immer im Talar rum, ich hab aber keine genaue Erinnerung mehr, wer. “